


13.06.2025
Operations-Roboter "Dexter" - der neueste Mitarbeiter im Krankenhaus Spittal/Drau
Das neueste Teammitglied im KH Spittal/Drau hört auf den Namen „Dexter“ und ist ein hochmoderner Operationsroboter, hier vorgestellt von drei zertifizierten Roboter-Operateuren.
Vor einem Jahrhundert als private Krankenanstalt gegründet, hat sich das Krankenhaus Spittal/Drau zu einer unverzichtbaren Gesundheitseinrichtung für die Bevölkerung Oberkärntens entwickelt. Heute sorgt ein engagiertes Team von rund 570 Fachkräften Tag und Nacht für eine erstklassige medizinische und pflegerische Betreuung. Zusätzlich zur Vorstellung unseres OP-Roboters “Dexter” werfen wir einen Blick in die Abteilung für Radiologie.
Im Krankenhaus Spittal/Drau kommt mit dem „Robotic Surgery-System: Dexter“ modernste Technik zum Einsatz. Die beiden Chirurgen Dr. Alexander Pertl und Dr. Franz Scheiflinger sowie der Gynäkologe Dr. Hanno Hörmaier erzählen im Interview, warum Roboteroperationen viele Vorteile für Patientinnen und Patienten bringen, wie sie den Arbeitsalltag im OP verändern – und warum sie glauben, dass Roboter bald zum Alltag in der Chirurgie gehören werden.
OKN: Wie viele und welche Operationen wurden bereits mit „Dexter“ durchgeführt?
Alexander Pertl: Seit Ende Februar haben wir etwa 40 Operationen durchgeführt. Dazu gehören Leistenbruchoperationen, Gallenblasenentfernungen und Tumoroperationen im Bauchraum.
Hanno Hörmaier: In der Gynäkologie setzen wir den Roboter bei Eingriffen an den Eierstöcken, bei Zysten oder Endometriose ein.
OKN: Wie profitieren die Patienten von „Dexter“?
Franz Scheiflinger: Die Patientinnen und Patienten profitieren von der Exaktheit und Präzision der Bewegungen. Der Chirurg bedient den Roboter an einer Konsole und überträgt dadurch seine Bewegungen an die Roboterarme die quasi hochbewegliche chirurgische Instrumente sind. Im Vergleich zu herkömmlichen laparoskopischen (Knopfloch-)Instrumenten, die eher starr sind, bietet der Roboter mehr Flexibilität. Zudem arbeiten wir mit einem modernen 3D-Kamerasystem. Das Kamerabild ist komplett ruhig – das ist ein echter Vorteil, weil wir einfach viel mehr sehen, nicht zuletzt durch die starke Vergrößerung.
Hanno Hörmaier: Die Wundflächen sind kleiner, es gibt weniger Verletzungen am Gewebe. Auch im Bauchraum haben wir deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Es sind Zugangs- und Sichtwinkel möglich, die man sonst gar nicht erreicht. Wichtig ist aber: Der Roboter operiert nicht allein. Er wird über zwei Joysticks gesteuert - der Arzt sitzt an der Konsole und führt die Operation aktiv durch. Der Roboter setzt lediglich die Bewegungen des Arztes um.
OKN: Was zeichnet „Dexter“ aus?
Franz Scheiflinger: „Dexter“ ist ein System, das man zu jeder Knopflochoperation dazuholen kann. Das macht ihn besonders flexibel. Wir haben aber bereits festgestellt, dass wir ihn bei vielen Eingriffen von Anfang an einsetzen - etwa bei anspruchsvollen Techniken wie komplexen Bauchwandbrüchen mit Überkopfnaht.
Hanno Hörmaier: Ursprünglich war der Roboter als Add-on gedacht. Aber wir merken: In der Praxis beginnen wir mittlerweile gleich mit dem Roboter. Das liegt auch daran, dass die ergonomische Haltung viel besser ist. Das steigert unsere Konzentration und unbequeme Positionen entfallen.
OKN: Wie läuft die Schulung für Roboter-Chirurgen ab?
Hanno Hörmaier: Die Schulung dauert etwa acht Wochen. Sie beginnt online mit theoretischen Inhalten, gefolgt von Übungen an einer Konsole. Danach erfolgt die praktische Ausbildung an einem Trainingszentrum in Straßburg, bevor der Roboter bei uns im Krankenhaus eingesetzt wird.
Alexander Pertl: Man macht im Grunde einen „Führerschein“ – denn es fehlt ja das haptische Feedback, das wir Chirurgen gewohnt sind. Man sieht die Bewegung, spürt sie aber nicht. Deshalb braucht es zertifizierte Chirurginnen und Chirurgen. Mit Dr. Franz Scheiflinger sind wir derzeit zwei im Haus. Langfristig wollen wir aber alle Chirurgen entsprechend ausbilden. Voraussetzung ist dabei eine bestimmte Mindestanzahl an Operationen in einem festgelegten Zeitraum – sonst wird die Zertifizierung nicht verlängert.
OKN: Wie sehen Sie die Zukunft der Roboterchirurgie?
Alexander Pertl: In Kärnten sind wir das zweite Krankenhaus mit Robotersystem, das erste in Österreich mit Dexter. Ich bin überzeugt, dass in fünf bis zehn Jahren praktisch jede chirurgische Abteilung über ein Robotersystem verfügen wird. Wir merken das auch bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter - besonders bei der jungen Generation ist das Thema sehr attraktiv. Vielleicht hängt das auch mit der Vertrautheit durch Spielkonsolen zusammen.
Hanno Hörmaier: Der Arbeitsalltag wird dadurch tatsächlich angenehmer. Es ist deutlich ergonomischer, was die körperliche Belastung für Chirurginnen und Chirurgen reduziert.
OKN:Aber ist das nicht alles sehr teuer?
Alexander Pertl: Ich habe die Entwicklung der Knopflochchirurgie miterlebt. Auch damals gab es Diskussionen über die Kosten. Langfristig sind solche Systeme aber eine Investition in Qualität und medizinischen Fortschritt.
Medizinische Abteilungen - Teil 3: Abteilung für Radiologie
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums stellen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Primarärztinnen und Primarärzte des Krankenhauses Spittal in dieser und den kommenden Ausgaben der Oberkärntner Nachrichten ihre Abteilungen persönlich vor. Heute: Primarius Dr. Lukas Oberzaucher mit seiner Abteilung für Radiologie.
OKN: Beschreiben Sie in einem Satz den Eindruck, den Sie bei der Übernahme Ihrer Funktion als Abteilungsleiter von Ihrem Arbeitsbereich hatten.
Dr. Lukas Oberzaucher: Das Wissen, in dieser Abteilung nicht nur ein fachlich, sondern auch menschlich herausragendes „Spitzenteam“ um mich zu haben, war der Hauptgrund, die Leitungsfunktion zu übernehmen – jeder Einzelne dieses Teams ist für mich nicht nur ein Leistungsträger unserer Gesellschaft, sondern ein Held!
OKN: Welche Veränderungen konnten Sie in Ihrer Abteilung realisieren?
Oberzaucher: Die wichtigsten Veränderungen, die ich in meinen bisher vier Jahren als Abteilungsvorstand umsetzen konnte, sind die Einstellung eines neuen ersten Oberarztes, die Schaffung einer zweiten Ausbildungsstelle zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Radiologie sowie die Inbetriebnahme eines zweiten Röntgenarbeitsplatzes in unserer Ambulanz.
OKN: Worauf sind Sie besonders stolz?
Oberzaucher: Besonders stolz bin ich zum einen auf die jährlich stetig steigenden Leistungszahlen unserer Abteilung - trotz zwischenzeitlich äußerst herausfordernder Personalsituationen – und zum anderen auf die kontinuierlich wachsende Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten.
OKN: Das Krankenhaus Spittal/Drau feiert 2025 sein 100-jähriges Bestehen. Welche Entwicklungen werden zukünftig für Ihre Abteilung besonders wichtig sein?
Oberzaucher: Für die Zukunft unserer Abteilung werden vor allem die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen, der verstärkte Einsatz KI-gestützter Systeme sowie eine noch engere interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend sein.
OKN: Was wünschen Sie dem Krankenhaus Spittal/Drau zum Jubiläum?
Oberzaucher: Ich wünsche dem Krankenhaus Spittal zum 100-jährigen Bestehen weiterhin größtmöglichen Erfolg mit zigtausenden geheilten Patientinnen und Patienten, Innovationskraft, Mut, eine ordentliche Portion gegenseitiger Wertschätzung unter den Mitarbeitenden - und weitere 100 Jahre bestmögliche Gesundheitsversorgung für Oberkärnten.
Bild 1: Das “Robotic Surgery System: Dexter” bei der Arbeit.
Bild 2: Die drei zertifizierten Roboter-Operateure im Krankenhaus Spittal/Drau: Prim. Dr. Alexander Pertl, OA Dr. Franz Scheiflinger, OA Dr. Hanno Hörmaier (v.l.n.r.).
Bild 3: Prim. Dr. Lukas Oberzaucher, Leiter der Abteilung für Radiologie.
(alle Fotos: Krankenhaus Spittal/Drau)